Asylunterkunft Wikon: Grundrechte von Geflüchteten werden verletzt
Kein Zugang für Helfer*innen, willkürliche Sanktionslisten, psychischer Druck, Drohungen und Demütigungen durch die Angestellten: In der temporären kantonalen Asylunterkunft Marienburg Wikon herrschen gemäss Bewohner*innen unhaltbare Zustände. Ein Dialog auf Augenhöhe verweigert der Kanton, der mutmasslich über die Situation informiert ist. Die Fraktion GRÜNE / Junge Grüne fordert umgehend Antworten, Massnahmen und eine unabhängige Überprüfung der Situation.
Am 2. August 2022, also vor gut zwei Monaten, schrieben 26 in der Marienburg in Wikon untergebrachte Personen einen Brief an die zuständige Dienststelle Asyl- und Flüchtlingswesen (DAF). Im Brief erheben sie detailliert schwere Vorwürfe gegen die Führung der Unterbringungsstätte. Unter anderem würden psychischer sowie finanzieller Druck ausgeübt und Drohungen ausgesprochen von Mitarbeitenden gegenüber den Zentrumsbewohner*innen, wenn sie nicht übersetzte Dokumente nicht unterzeichnen.
Auch würde die Zentrumsleitung Dritte den Zugang in die Marienburg verweigern und unzureichend über Rechte sowie Pflichten der Geflüchteten informieren. Zudem fehlt eine Beschwerdeinstanz für Betroffene. Insgesamt sind es 21 Punkte, auf welche die Zentrumsbewohner*innen eingehen.
Bis jetzt liegt keine adäquate Reaktion vonseiten des Kantons auf die gestellten Fragen vor, ein Dialog auf Augenhöhe wird den Betroffenen verweigert. Die in der Marienburg geltenden Hausregeln mit Sanktionslisten scheinen denjenigen von Erziehungsheimen aus dem letzten Jahrhundert ähneln. Noch gravierender: «Laut juristischen Abklärungen eines Anwaltes müssen wir davon ausgehen, dass der Kanton die Rechte der Betroffenen verletzt», sagt Kantonsrat Urban Frye.
Am vergangenen Mittwoch haben die für das Ukrainische Kulturzentrum verantwortlichen Personen, darunter Kantonsrat Urban Frye eine Gruppe der Beschwerdeführer*innen aus Wikon empfangen. Weiter waren Vertreter*innen der Organisationen Asylnetz und act212 sowie ein von Prostir herbeigezogener Anwalt vor Ort.
In einem vierstündigen Gespräch konnten die Beschwerdeführer*innen die im Brief gemachten Anschuldigungen glaubhaft darlegen.
«Ich bin über den offenbar rüden Umgangston im Zentrum schockiert, ebenso über die fehlende Empathie, wie das Antwortschreiben der DAF zeigt.», so Urban Frye. Das Wichtigste seien nun Antworten, eine unmittelbare Verbesserung der unwürdigen Bedingungen und eine unabhängige Mediation.